Wiener Mädchen Channel
Um die Gesundheitskompetenz von Mädchen zu fördern, hat das Wiener Programm für Frauengesundheit 2017 den Wiener Mädchen Channel gegründet. Veröffentlicht werden auf diesem Channel ausschließlich Videos vom Wiener Programm für Frauengesundheit. Bei der Produktion wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass keine stereotypen Geschlechterbilder reproduziert werden. Die Videos fördern die Gleichstellung der Geschlechter. Vielfalt wird dargestellt und anerkannt. Die Videos orientieren sich an der Lebensrealität von Jugendlichen. Sie haben das Ziel, eine Auseinandersetzung mit für Jugendliche relevanten Themen sowie kritisches Denken zu fördern.
Körpernormen
Auf Initiative des Wiener Programms für Frauengesundheit wurden die drei Videos Bauch, Beine, Pommes produziert. Sie sind an das populäre Format der Fitness-YouTube-Channels angelehnt und parodieren diese gleichzeitig.
In den Fitness-und Ernährungsvideos, die in sozialen Medien bei Jugendlichen großen Anklang finden, suggerieren heroisierte Lifestyle-Influencerinnen, dass jede ihren eigenen Körper den gesellschaftlich Vorstellungen entsprechend gestalten kann. Jede ist ihres eigenen Glückes “Schmiedin!” Schönheit und Erfolg können durch eigene Leistung leicht erworben werden – so das Credo einer neoliberalen Gesellschaft.
Die Protagonistinnen der Videos „Bauch, Beine und Pommes“ sind die Lifestyle-Influencerinnen Toni, Lisa und Alex. Sie geben als “Bauch-, Bein- und Pommes-Expertinnen” die “perfekten Tipps für den perfekten Körper in einer perfekten Welt”. Ohne belehrend zu sein und mit viel Humor nehmen sie Bezug auf – teils gefährliche – und absurde Körpertrends, die in sozialen Medien als “Challenges” kursieren und von Jugendlichen nachgeahmt werden.
Die Videos liefern den Anstoß für eine kritische Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen und Körpernormen. Sie setzen sich für Körpervielfalt ein und möchten Mädchen darin bestärken, eine gesunde und positive Beziehung zu ihrem Körper zu entwickeln. Umgesetzt wurden die Videos von den Filmemacherinnen Franziska Kabisch und Sophie Utikal.
Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung von Mädchen
Das Wiener Programm für Frauengesundheit geht von einer ganzheitlichen Sexualaufklärung aus. Diese umfasst körperliche, emotionale, soziale und kulturelle Aspekte. Sie soll sich nicht auf die Prävention von Krankheit beschränken, sondern eine positive Grundhaltung zu sexuellem Wohlbefinden vermitteln.
Diesem Ansatz folgen nicht alle Informationen zu Sexualität, die Jugendliche im Internet abrufen. Im Web finden Jugendliche auch Seiten, die falsche oder nicht altersgemäße Informationen verbreiten. Zusätzliche Vorurteile und Mythen wie zum Beispiel: „Wer kurze Röcke trägt ist nur auf Sex aus“ oder “Das Jungfernhäutchen reißt beim ersten Mal“, erschweren nicht nur den Diskurs, sondern können für Mädchen mitunter auch schwere Folgen haben – Stichwort sexuelle Gewalt.
Als Beitrag zu sexueller Bildung und zu einem verantwortungsvollen und selbstbestimmten Umgang mit Sexualität von Mädchen und jungen Frauen wurde die 14-teilige Videoclip-Serie Liebe, Sex und Klartext erstellt. Sie orientiert sich inhaltlich am aktuellen Wissenstand und erfüllt die Voraussetzungen einer modernen Sexualerziehung.
Die Videoclips sind keine klassischen Aufklärungsfilme. 11 Mädchen und junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren kommen selbst zu Wort und reden Klartext über Liebe und Sexualität. Sie unterhalten sich selbstbewusst und mit Humor über häufige Sex-Mythen und Tabuthemen und beantworten dabei Fragen mit „Wahr?“ oder „Falsch?“.
Orgasmus, Vielfalt sexueller Identitäten und Orientierungen sowie der Umgang mit Geschlechterklischees, Schamlippen, Körperbehaarung, Pornografie, Lust, Identität, Kommunikation und Grenzen etc. sind Themen, die Jugendliche interessieren und in der Videoreihe aufgegriffen werden. Umgesetzt wurden die Video-Clips vom Verein Hallo Nachbarn.
Für diese Videoserie wie auch für die ebenfalls auf dem Wiener Mädchen Channel veröffentlichte 5-teilige Videoserie Liebe_Sicher! wurde eine Jury bestehend aus Bianca Burger, MA MA vom Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch und Mag.a Magdalena Mangl vom flash-Mädchencafé etabliert. Eingebracht wurden fachliche Expertise und praxisnahe Erfahrungen mit der Zielgruppe.
Für „Liebe_Sicher!“, umgesetzt von visioncraft.at, wurden Mädchen u. a. zu Liebe, Verhütung, LGBT und Pubertät interviewt. Gemeinsam mit der Filmemacherin haben sie auch das Musikvideo „Liebe, aber sicher!“ erarbeitet. Darin wird das Lebensgefühl von Mädchen in der Phase der Pubertät durch Musik und Songtext ausgedrückt.
Die Videos wurden in Kooperation mit der Wiener Gesundheitsförderung GmbH aus deren Mitteln finanziert.
Zu den Autorinnen:
Mag.a Ulrike Repnik, MA und Mag.a Daniela Thurner sind als Fachreferentinnen für das Wiener Programm für Frauengesundheit tätig und hatten die Projektleitung für die genannten Videoserien inne.