Die adäquate psychosoziale Versorgung von Menschen mit Flucht‐ und Migrationserfahrung ist ein ebenso aktuelles wie komplexes Thema. Unbehandelte psychosoziale Probleme stehen häufig in engem Zusammenhang mit individuellen und gesellschaftlich relevanten Folgeerscheinungen. Es gibt vor allem in Erstsprachen zu wenige Angebote und Möglichkeiten für unterschiedliche Formen von psychosozialer Behandlung und Unterstützung. Vorhandene Angebote sind zum Teil zu wenig bekannt.
In einer im Auftrag des BMSGPK eingerichteten Expertengruppe zur psychosozialen Unterstützung für Menschen mit Migrationshintergrund befasste sich 2021 eine Arbeitsgruppe mit der Konzeption niederschwelliger psychosozialer Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung. Das Rahmenkonzept wurde von Expertinnen und Experten erstellt und durch Feedback bei der direkten Zielgruppe (Fokusgruppe und Kurzinterviews) sowie bei einer breit zusammengesetzten Expertengruppe auf die relevanten Dimensionen geprüft.
Für das Rahmenkonzept wurden sechs wesentliche Kernelemente identifiziert, die für niederschwellige psychosoziale Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung als relevant erachtet werden. Dazu gehören:
- Kurzzeit-Interventionen,
- soziale und tagesstrukturierende Angebote,
- aufsuchende Angebote von Peers,
- sowie Telefonhotlines
Wichtige Kernelemente sind auch
- niederschwellige Anlaufstellen, an denen die genannten Angebote angedockt sein können,
- sowie die systematische Vernetzung aller relevanten Einrichtungen/Angebote.
- Diese Kernelemente können miteinander verzahnt sein,
- und sollten in jeder Region Österreichs zur Verfügung stehen.
Zur Umsetzung niederschwelliger psychosozialer Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung ist neben der Implementierung der Kernelemente des Rahmenkonzepts ein wesentlicher Faktor eine strukturierte Vernetzungsarbeit, in der auch die Schnittstelle zur Regelversorgung berücksichtigt ist.