Masern: Zeigen wir den roten Punkten die rote Karte!

-Blogpost von Daniel Tiefengraber-

Kind mit Pflaster auf den Arm nach einer Impfung / © picture factory

Masern – eine harmlose Kinderkrankheit? Weit gefehlt! Die hochansteckende Virus-Erkrankung war nach Schätzung der WHO allein im Jahr 2015 weltweit für über 134.000 Todesfälle verantwortlich. Auch in Österreich kommt es bei etwa jedem Fünften im Zuge der Masern-Erkrankung z.B. zu Mittelohr- oder Lungenentzündungen. In seltenen Fällen sind auch Gehirnentzündungen möglich, und sind diese einmal ausgebrochen können nur noch die Symptome gelindert werden. Doch Masern müssen nicht sein! Die kostenfreie Impfung schützt Sie und Ihre Kinder ein Leben lang.

Eine Welt ohne Masern: Gemeinsam kann es gelingen

Was uns bei den Pocken gelungen ist, kann auch bei den Masern funktionieren: Die ganze Welt wird frei von der Erkrankung! Um dieses Ziel zu erreichen braucht es jedoch Durchimpfungsraten von mindestens 95 Prozent. In Österreich liegt der Wert leider darunter. Damit ist auch das, was wir GesundheitsexpertInnen salopp „Herdenschutz“ nennen, also die gemeinschaftliche Immunität (funktioniert ähnlich einer Wagenburg) durch ausreichend geimpfte Menschen, bei uns nicht gegeben. Dieser fehlende indirekte Schutz gefährdet ganz besonders Säuglinge, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können. Aber auch Menschen, die wegen angeborener Immunschwäche oder beispielsweise bei Chemo-Therapien keinen Impfschutz besitzen.

Wer sich für eine Masern-Impfung entscheidet, schützt also nicht nur sich selbst, sondern auch alle Menschen rund um sich – die Ausbreitung des Virus wird erfolgreich verhindert.

Die Impfung: Wichtig, sicher und gut verträglich

Dank unserer Impfprogramme und ausgezeichneter medizinischer Versorgung gab es in den letzten Jahrzehnten kaum noch Todesfälle nach dieser hochansteckenden Infektionskrankheit. So erfreulich diese Entwicklung ist, so falsch und folgenschwer ist der Schluss, den manche daraus ziehen: Masern seien keine Gefahr für Gesundheit und Leben. Ergo sei auch die Impfung dagegen völlig überflüssig. Das ist ein bisschen so, als würde man die Sinnhaftigkeit von Helm und Sicherheitsgurt anzweifeln, nur weil die Statistik immer weniger Verkehrstote ausweist.

Fakt ist: Der Dreifach-Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) hat sich seit seiner Einführung 1963 weltweit bewährt. Sicherheit und Wirksamkeit sind eindeutig belegt, ebenso die gute Verträglichkeit. Wie bei anderen Impfungen kann der Körper u.a. mit Fieber auf die Verabreichung reagieren. Bei etwa einer von 20 Masern-Impfungen tritt auch Ausschlag auf – diese so genannten „Impfmasern“ sind jedoch nicht ansteckend und zumeist vergehen die Beschwerden rasch wieder. Ja, es gibt diese Nebenwirkungen. Doch wer das Impfrisiko scheut sollte bedenken, um wieviel gefährlicher die Krankheit ist. Und davor schützt einzig die Impfung.

Wann impfen? So früh wie möglich!

Um möglichst bald geschützt zu sein, sollten die Impfungen bereits im Säuglingsalter (ab dem vollendeten 9. Lebensmonat) erfolgen. Wurde dieser Zeitpunkt verpasst, können die Impfungen jederzeit nachgeholt werden. Am besten genau JETZT.

Impfpass Masern / © Stockfotos MG Fotolia

Säuglinge und Kleinkinder schützen!

Erwischt sie der Virus im ersten Lebensjahr, sind schwere Komplikationen wahrscheinlicher. Während der ersten Monate ist nur indirekter Schutz möglich. In dieser Zeit sollten Sie sicherstellen, dass alle Menschen in der Umgebung geimpft sind oder die Krankheit nachweislich durchgemacht haben. Hat Ihr Kind sein 9. Lebensmonat vollendet, können Sie es gegen Masern, Mumps und Röteln impfen lassen.

Es ist nie zu spät!

Wer sich selbst und seine Familie schützen möchte, wirft noch heute einen Blick in seinen Impfpass. Finden sich dort zwei Einträge zur MMR-Impfung, ist alles gut: Sie sind bestmöglich vor Masern, Mumps und Röteln geschützt. Sollten Sie feststellen, dass Sie oder Ihre Kinder nicht bzw. nur einmal geimpft wurden, können Sie die fehlenden Impfungen im Abstand von 4 Wochen jederzeit nachholen. Impfstellen, wo dies kostenlos möglich ist, finden Sie hier:https://www.gesundheit.gv.at/service/beratungsstellen/impfen

Ihr Impfpass ist verschollen?

In diesem Fall reicht eine einfache Blutabnahme um abzuklären, ob Sie ausreichend Antikörper besitzen. Besteht Handlungsbedarf, können auch Sie die Impfungen kostenlos durchführen lassen. Außerdem wurde kürzlich die Durchführung eines Pilotprojektes zur Einführung eines e-Impfpass in Österreich beschlossen. Dieser soll in Zukunft verhindern, dass Daten zum jeweiligen Impfstatus verloren gehen. Es soll dann sogar die Möglichkeit geben, sich erinnern zu lassen, wann die nächste Teilimpfung ansteht – eine wichtige Neuerung, denn manche Eltern vergessen in der Hektik des Alltags auf die zweite MMR-Teilimpfung. Achtung: Erst die zweite Impfung, etwa 4 Wochen nach der ersten, sorgt für ausreichend hohen Schutz.

Weiterführende Informationen finden Sie unter www.keinemasern.at

Zur Person:

Dr. Daniel Tiefengraber ist Mitglied des Nationalen Impfgremiums und arbeitet seit 2016 für das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Er ist Allgemeinmediziner mit reise- und tropenmedizinischer Zusatzausbildung. Selbst geimpft wurde er zuletzt Anfang des Jahres zur Auffrischung gegen Keuchhusten/Diphtherie/Tetanus/Kinderlähmung und FSME. Auch sein kleiner Sohn ist entsprechend den Empfehlungen des österreichischen Impfplans geimpft worden.