Umsetzung der Sustainable Development Goals in Österreich – Fokus Gesundheit

Eine qualitative „Meta-Analyse“ der Gesundheit Österreich GmbH zu Herausforderungen in der Umsetzung der Sustainable Development Goals in Österreich fasst Ergebnisse unterschiedlicher Monitorings zur Agenda 2030 zusammen. Im Gesundheitsbereich werden Herausforderungen vor allem bei Suiziden, Alkoholkonsum und Rauchen gesehen. Außerhalb des Gesundheitswesens gibt es Entwicklungspotenziale in den Bereichen Armut, Bildung, Gender-Gerechtigkeit, Arbeit, Soziale Ungleichheit, Umwelt sowie Sicherheit und Gewalt. Die Gesundheitsziele Österreich und weitere nationale Strategien leisten in diesen Bereichen bereits wichtige Beiträge.

Sustainable Development Goals

Am 25. September 2015 ratifizierten die Staats- und Regierungschefs der Vereinten Nationen die Agenda 2030. Ihre Ziele sind, die Armut zu beenden, Ungleichheit zu bekämpfen, den Planeten zu schützen, den Frieden zu fördern und Wohlstand für alle zu sichern. Die Agenda 2030 umfasst insgesamt 17 Ziele (Sustainable Development Goals) und 169 Zielvorgaben (Targets).

Ziel 3 der Agenda 2030 ist der Gesundheit und dem Wohlergehen gewidmet. Es beinhaltet insgesamt 13 Zielvorgaben. Darüber hinaus weisen auch andere Ziele und Zielvorgaben einen relevanten Gesundheitsbezug auf. Sie sollten daher im Sinne von Health-in–All-Policies Berücksichtigung finden. In Österreich erfolgt dies  vor allem über die Gesundheitsziele Österreich und über die Gesundheitsförderungsstrategie im Rahmen der Zielsteuerung-Gesundheit. Relevant ist hierfür auch der Aktionsplan Frauengesundheit.

Targets zu SDG 3

Stärken und Herausforderungen

Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit lassen sich in Österreich auf Grundlage einer qualitativen „Meta-Analyse“ ableiten (Stand 2019). Die angesprochene Analyse fasst Ergebnisse unterschiedlicher Monitorings zur Agenda 2030 zusammen. Diese legen einerseits Ergebnisse für Österreich vor und ermöglichen andererseits eine Bewertung in Sachen Fortschritte . Für die jeweils festgelegten Indikatoren (Kennzahlen) wird dabei entweder der Zielerreichungsgrad ermittelt, oder ein Benchmarking (d. h. ein Ländervergleich) durchgeführt. Beides ermöglicht, Handlungsfelder zu definieren bzw. Entwicklungspotenziale aufzuzeigen.

In Bezug auf das SDG 3 „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern “schneidet Österreich insgesamt gut ab. Nach Zielvorgaben und im EU-Ranking positiv stellen sich nachstehende Bereiche dar:

  • Anteil der Geburten, die von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden
  • Müttersterblichkeit
  • neonatale Sterblichkeit (Sterblichkeit Neugeborener mit einer Lebensdauer von unter 28 Tagen)
  • Inzidenz übertragbarer Krankheiten (HIV, Malaria, Hepatitis B und vernachlässigte Tropenkrankheiten)
  • Sterblichkeit aufgrund von unsicherem Wasser, unsicheren sanitären Einrichtungen und mangelnder Hygiene
  • Sterblichkeit aufgrund unbeabsichtigter Vergiftungen
  • universelle Gesundheitsversorgung/Abdeckung durch wesentliche Gesundheitsdienste und bei der Dichte des Ärzte-, Pflege- und Hebammenpersonals.

Im EU-Ranking noch verbesserbar sind

  • Sterblichkeit der unter 5-Jährigen
  • Neuerkrankungsfälle aufgrund von Tuberkulose
  • Impfungen bei Kindern (z. B. Masern)
  • Frühzeitige Sterblichkeit aufgrund von nicht übertragbaren Krankheiten (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Lungenerkrankungen)
  • Tödliche Verkehrsunfälle
  • Teenager-Schwangerschaften
  • Sterblichkeit aufgrund von Luftverschmutzung in Innenräumen und im Freien
  • Frühwarnung, Risikominderung und Management nationaler und globaler Gesundheitsrisiken

Deutliches Entwicklungspotenzial besteht in den Bereichen:

  • Suizide
  • Alkoholkonsum
  • Rauchen

Gesamtenschätzung zu den Subzielen von SDG 3

Die Bereiche mit deutlichem Entwicklungspotenzial werden bereits durch nationale und internationale Strategien, Programme oder Aktionspläne adressiert: z. B. Österreichisches Suizidpräventionsprogramm (SUPRA), Strategie- und Maßnahmenkonzept Gesundheitsziel 9 (Psychosoziale Gesundheit fördern), Österreichische Suchtpräventionsstrategie, Nationaler Aktionsplan Bewegung,  Strategie-und Maßnahmenkonzept Gesundheitsziel 8 (Gesunde und sichere Bewegung im Alltag fördern).

Ebenfalls dem Gesundheitsbereich zurechenbar ist das Thema Fehlernährung (Adipositas und Untergewicht). Dieses findet sich in der Agenda 2030 unter Ziel 2 („Den Hunger beenden,
Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern“) wieder. Es weißt Bezüge zum Gesundheitsziel 7 „Gesunde Ernährung für alle zugänglich machen“ auf.  Auch hier bestehen Verbesserungsmöglichkeiten. Die Arbeitsgruppe zum Gesundheitsziel 7 abreitet gerade an einem Strategie- und Maßnahmenkonzept. Die darin definierten Maßnahmen sollen zu Verbessereungen in diesem Bereich beitragen.

Entwicklungspotentiale außerhalb des Gesundheitswesens

  • Armut (SDG 1 und SDG 10): Armutsgefährdungslücke, Erwerbstätige, die von Armut bedroht sind (Erwerbsarmut), Anteil der unter der Armutsgrenze lebenden Bevölkerung, der Mindesteinkommensleistungen erhält, Personen in Haushalten mit sehr geringer Arbeitsintensität, Überbelag, Kinder- und Altersarmut
  • Bildung (SDG 4): Leistungen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, tertiäre Bildungsabschlüsse, frühzeitige Schul- und AusbildungsabgängerInnen
  • Gender-Gerechtigkeit (SDG 5): Bildungs- und Gehaltsunterschiede, Nichterwerbstätigkeit von Frauen aufgrund von Betreuungsaufgaben, unbezahlte Arbeit, Beschäftigungsquote von Hochschulabsolventinnen, Frauen in Wissenschaft und Technik, Frauen im Parlament und im oberen Management
  • Arbeit (SDG 8): Erwerbstätige, die von Armut bedroht sind (Erwerbsarmut), (tödliche) Arbeitsunfälle, frühzeitige Schul- und AusbildungsabgängerInnen
  • Soziale Ungleichheit (SDG 10): Einkommens- und Vermögensverteilung, sozioökonomisch bedingte Bildungsunterschiede
  • Umwelt (SDGs 2, 6, 9, 11, 12, 13 und 15): Umweltkompetenz, Energieverbrauch pro Kopf, CO2-Emissionen, Feinstaubbelastung, Bodenerosion, -versiegelung und -verbrauch, Phosphor/Phosphate in Flüssen, Nitrat im Grundwasser, Stickstoffüberschüsse und Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft, Abfälle, Verkehrslärm, Güterverkehr, Zufriedenheit mit dem öffentlichen Verkehr, Biodiversität und Naturschutz
  • Sicherheit und Gewalt (SDG 16): sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt bei Kindern und Jugendlichen, sexuelle und körperliche Gewalt gegen Frauen, Gewalt in der Schule, Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus im (städtischen) Wohnumfeld

Bezüge zu HiAP-Strategien

Aktuell adressieren im Gesundheitsbereich die Gesundheitsziele Österreich, die Gesundheitsförderungsstrategie und der Aktionsplan Frauengesundheit einige der genannten Bereiche:

Gegenüberstellung von Bereichen und relevanten Strategien

Der Health-in-All-Policies-Ansatz  der Gesundheitsziele Österreich trägt zudem zur Umsetzung von Ziel 17 der Agenda 2030 bei, denn dadurch entstehen Partnerschaften und Kooperationen für mehr Gesundheit. Die vollständige Metha-Analyse kann hier bezogen werden.