EHFG 2017: Health in All Politics? Local politics for health? – Was heißt das?

-Blogpost von Maria Weidinger-Moser-

Health in All Politics? Local politics for health? Was das alles zu bedeuten hat und über vieles mehr, darüber diskutierten Anfang Oktober beim 20. European Health Forum Gastein (EHFG 2017) 500 Expertinnen und Experten.

Health in All Politics

Mit dem diesjährigen Motto „Health in All Politics“ wurde zum Ausdruck gebracht, dass Gesundheit immer auch eine politische Entscheidung ist. Außerdem muss Gesundheit als gemeinsame Aufgabe aller Verantwortungsträger (auch abseits der klassischen Gesundheitspolitik) verstanden werden. Beim EHFG 2017 wurden mögliche gemeinsame Strategien für eine bessere Gesundheit der Menschen in Europa diskutiert, z.B. durch Health in all Policies auf lokaler, nationaler sowie europäischer Ebene. Und es wurde ein Blick in die Zukunft von Gesundheit und Gesellschaft gewagt.

Role-Up: 20 Jahre EHFG

Die Zukunft von Gesundheit und Wohlbefinden: Health Futures beim EHFG 2017

Wie wird die Gesundheitssituation der EuropäerInnen in zwanzig Jahren aussehen? Wird unsere Lebensqualität höher sein? Werden wir viele Jahre in Gesundheit erleben? Drei Zukunftsszenarien wurden beim diesjährigen EHFG vorgestellt und diskutiert: „Die gesunde Zukunft liegt in den Gemeinden und Städten“, „Mit Eigenverantwortung die persönliche Gesundheit erhalten“ und „Technologische Innovation bestimmt Gesundheit“. Welche Entscheidungen braucht es heute, um zukünftig mehr Lebensjahre in Gesundheit zu gewährleisten? Was muss man tun um die großen Gesundheits-Unterschiede in Europa zu verringern? Um den Weg in eine gesunde Zukunft aktiv mitzugestalten, wurde das „EHFG Health Futures Project “ gestartet. Im Folgenden wollen wir uns etwas genauer ansehen, was man auf der lokalen Ebene dafür tun kann.

„Local politics for health“

Eine Diskussion am 5.10.2017 hat sich der Frage gewidmet, wie man mehr Gesundheit in den Gemeinden und Städten erreichen kann. Eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik auf Gemeindeebene, eine umsichtige Raumplanung, aktive Mobilität und soziale Integration sind zentrale Ansatzpunkte.

HiAP in Städten und Gemeinden

Karolina Mackiewicz vom WHO-Kooperationszentrum für gesunde Städte in der Ostseeregion  unterstrich, dass man das Bewusstsein der lokalen Entscheidungsträger für die Gesundheit erhöhen muss. Gesundheit sollte bei jeder Entscheidung berücksichtigt werden: bei Verkehr, Sport, Bildung und sozialen Fragen. Es ist wichtig, in der Verwaltung den Aufbau von Kapazitäten für die Gesundheit zu fördern.

Weg vom Auto – Wozu?

Was spricht dafür, das Auto stehen zu lassen und einfach mal wieder zu Fuß zu gehen? Viele Menschen bewegen sich zu wenig, Autos verursachen Luftverschmutzung und Lärm, beim Autofahren geht viel Sozialkontakt verloren. Außerdem verdrängen Parkflächen und Straßen Grünflächen, die einen wertvollen Beitrag zu einem gesunden Leben leisten würden. Das sind nur ein paar Argumente von vielen… Wenn man sich körperlich anstrengen muss, um sich fortzubewegen, heißt das aktive Mobilität. Dadurch kommt man nicht nur von A nach B – man tut gleichzeitig auch etwas für seine Gesundheit und schon die Umwelt, weil man auf das Auto verzichtet.

Aktive Mobilität in Städten und Gemeinden

In Cork City (Irland) hat die Gemeinde deshalb Gehwege und „greenways“, also verkehrsberuhigte Wege zur Nutzung durch alternative Bewegungsformen, v.a. gehen, laufen und radfahren eingerichtet, wie der dortige Gemeinderat Des Cahill bei der Diskussion schilderte. In der 100.000 Einwohner zählenden italienischen Stadt Udine startete man wiederum Geh-Gruppen und die Aktion „Zu-Fuß-in-die-Schule“. Bürgermeister Furio Honsell ist überzeugt, „die Menschen genießen das gemeinsame Gehen oder Laufen, es ist für die psychische Gesundheit oft besser als jedes Medikament.“ Außerdem werden mit den Geh-Gruppen auch gute Fortschritte bei der Einbindung von neuen Mitbürgerinnen und Mitbürgern erzielt. Der Zusammenhalt in der Stadt wird gestärkt. Auch das spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit!

Auf gesunde Nachbarschaft!

Ergänzend zur Diskussion erläuterte Klaus Ropin, Leiter des Fonds Gesundes Österreich , die Situation im deutschsprachigen Europa. Vor rund 25 Jahren hat man in Österreich – ebenso in Deutschland und der Schweiz – Aktivitäten gestartet, um Gemeinden und Städte zu gesünderen Lebenswelten zu machen. Entstanden sind u.a. die Initiative Gesunde Gemeinde sowie das Netzwerk Gesunde Städte. Aktuell gibt es im Zusammenhang mit der Österreichischen Demenzstrategie auch erste Entwicklungen zu demenzfreundlichen Gemeinden. Der Fonds Gesundes Österreich hat seit Jahren einen eigenen Förderschwerpunkt „Kommunale Gesundheitsförderung“. In diesem Zusammenhang setzt der Fonds den Schwerpunkt „Auf gesunde Nachbarschaft!“ mit zahlreichen Modell- und Leitprojekten um. Im Rahmenarbeitsprogramm 2017-2020 ist das mit der Programmlinie „Kommunales Setting – Soziale Unterstützung und Teilhabe in Nachbarschaften“ verankert.

Sozialer Zusammenhalt ist gesund!

Aus der Forschung weiß man – sozialer Zusammenhalt hat einen zentralen Einfluss auf die Gesundheit. Es gibt außerdem auch einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Qualität der sozialen Beziehungen und der Sterblichkeit. Wenn sich Menschen einsam fühlen, ist das mitunter gefährlicher für ihre Gesundheit als wenn sie sich falsch ernähren oder zu wenig bewegen. Wenn man etwas gegen Vereinsamung und Vereinzelung tun möchte, macht es Sinn, im direkten Lebensumfeld der Menschen anzusetzen.

Gemeinsam Gegen die Einsamkeit

Die Stadt Udine hat deshalb ein Projekt namens „Stop Solitudine“ ins Leben gerufen. In Österreich hat der Fonds Gesundes Österreich das Thema sozialer Zusammenhalt aufgegriffen, als er 2012 die Initiative „Gesunde Nachbarschaft “ startete. Dieses Projekt wird in allen Bundesländern umgesetzt. Derzeit laufen 13 Leitprojekte, um die soziale Teilhabe der Menschen zu fördern. Außerdem gibt es ein eigenes Gesundheitsziel, das sich dem Sozialen Zusammenhalt widmet und ab nächstem Jahr bearbeitet werden soll.

Zur Person:

Mag. (FH) Maria Weidinger-Moser, MAS hat Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung sowie Public Relations studiert. Sie ist seit Jahrzehnten als PR-Beraterin mit den Schwerpunkten Gesundheit, Raumplanung, Bauen & Wohnen tätig. Zu ihren Kunden gehört u.a. das European Health Forum Gastein. Sie ist Herausgeberin des Fachbuches „Communication goes Europe – Kommunikationswege Österreich – Brüssel und retour“.