Was hilft Menschen, selbstbestimmt gesunde Entscheidungen zu treffen?

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-Blogpost von Andrea Niemann-

Gesundheit ist überall, sagt die angesehene Public Health Spezialistin Illona Kickbusch und damit hat sie Recht. Ob im Supermarkt, bei der Arbeit, im Kindergarten oder am Sofa abends zu Hause: Die alltäglichen Entscheidungen und unser Lebensumfeld sind es, die bestimmen, wie gesund wir sind und wie lange wir gesund bleiben.

Information und Kommunikation sind die Grundlage für gute Entscheidungen. Das betrifft das Gespräch mit der Freundin ebenso, wie jenes beim Arzt. Doch was macht gute Gesundheitsinformation aus? Wie erkennt man sie und wie ist es möglich mit dem Arzt oder mit der Krankenschwester so zu reden, dass alle wesentlichen Fragen nach dem Gespräch beantwortet sind?

Kommunikation auf Augenhöhe

Einige konkrete Angebote dazu sind bereits in Umsetzung. Die ÖPGK bündelt diese in zwei Schwerpunkten: Sie fokussiert sich einerseits darauf, die Gesprächsqualität im Gesundheitssystem zu verbessern und andererseits gute, verständliche Gesundheitsinformationen anzubieten. Ziel ist es Voraussetzungen zu schaffen, um Organisationen wie Primärversorgungseinheiten, Krankenhäuser, Hausarztpraxen oder Sozialversicherungen gesundheitskompetenter zu gestalten. Das ist wichtig, damit sich Menschen im System zurechtfinden, Informationen (mündlich und schriftlich) verstehen und entsprechend handeln können.

Orientierung und Informationen

So werden selbstbestimmte Entscheidungen zur Gesundheit möglich. Das Ziel die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, verfolgt die ÖPGK indem sie Vereine, NGOs und Bildungseinrichtungen mit Bund, Ländern und Sozialversicherungen zusammenbringt, um gemeinsam Projekte umzusetzen. Begonnen hat die ÖPGK mit 15 Umsetzungsprojekten. Zurzeit gibt es um die vierzig. Doch nicht die Zahl der Projekte allein entscheidet wie Erfolg gemessen wird!

Eine verbesserte Gesprächsqualität im Gesundheitssystem

Gespräche zwischen Gesundheitsfachkräften, Bürgerinnen und Bürgern sind hochrelevant für gesundheitliche Ergebnisse. Diverse Studien zeigen, dass die Gesprächsqualität in Österreich dem EU-Durchschnitt hinterher hinkt. Bis Ende 2018 werden deshalb 19 KommunikationstrainerInnen ausgebildet, die dann dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung stehen. Die Trainings erfolgen nach internationalen Standards (EACH zertifiziert). Basis dafür ist die Ende 2016 veröffentlichte Strategie zur Verbesserung der Gesprächsqualität im Krankensystem. (Kooperationspartner: Dachverband der österreichischen Sozialversicherung , Institut für Gesundheitsförderung und Prävention, GÖG/ÖPGK).

Gute Gesundheitsinformation für alle, auch im Internet!

Derzeit sind 60 Prozent der Artikel über Gesundheit und Krankheit stark übertrieben oder nicht zutreffend. Nur 11 Prozent berichten korrekt. Die Gute Gesundheitsinformation Österreich bietet mit 15 Qualitätskriterien erstmals Standards für die Praxis, die helfen sollen leicht verständliche und wissenschaftlich abgesicherte Gesundheitsinformationen zu verfassen. Sie richtet sich an Personen und Organisationen, die Informationen zu Gesundheit und Krankheiten herausgeben, finanzieren, verfassen und verbreiten.

Ein Umsetzungspartner der ersten Stunde ist gesundheit.gv.at. Die neutrale Informationsplattform für Gesundheitsfragen, bereitet Gesundheitsinformationen verstärkt niederschwellig und evidenzbasiert auf. Ziel ist es gesundheit.gv.at als die zentrale Plattform für Gesundheitsfragen der Bevölkerung zu etablieren, ihre Bekanntheit zu steigern und weiter auszubauen.

Die Faktenboxen des Dachverbandes der österreichischen Sozialversicherung und die MedBusters App, die fundierte, unabhängige und aktuelle Informationen zu diversen Gesundheitsthemen verständlich erklärt, (DVSV/IQWiG Deutschland und Cochrane Österreich) sind weitere aktuelle Umsetzungsbeispiele.

Impulsgespräch zur Guten Gesundheitsinformation Österreich mit Klaus Koch vom IQWiG Deutschland / © Andrea Riegler

Impulsgesprächs zur Guten Gesundheitsinformation Österreich, © Andrea Riegler

Niederschwellig Orientierung anbieten

Die Telefonische Gesundheitsberatung 1450 (TEWEB) läuft seit 2017 als Pilotprojekt in Wien, NÖ und Vorarlberg. Sie bietet schnelle Hilfe bei Gesundheitsfragen und ist ein persönlicher Wegweiser durch das Gesundheitssystem Die AnruferInnen werden immer dorthin geleitet, wo Sie im Moment die beste Betreuung erhalten. Kooperationspartner sind das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, der Dachverband der österreichischen Sozialversicherung sowie die Länder Wien, Niederösterreich und Vorarlberg.

Verhältnisse die gesunde Entscheidungen fördern

Für 2018 sind einige Pilotprojekte geplant um Organisationen gesundheitskompetenter zu gestalten. Unternehmen, wie zum Beispiel die Voestalpine Stahl GmbH, möchten die Gesundheitskompetenz explizit in die betriebliche Gesundheitsförderung aufnehmen. Auch die Wiener Allianz gesundheitsfördernder Gesundheitseinrichtungen oder das Krankenhaus Klagenfurt bemühen sich, in Zukunft Gesundheitskompetenz in sämtlichen Abläufen stärker zu berücksichtigen.

In Städten und Gemeinden wird ebenso an der Stärkung der Gesundheitskompetenz gearbeitet. Feldbach in der Steiermark startet beispielsweise ein Projekt für eine gesundheitskompetente Gestaltung unterschiedlicher Lebensbereiche (z.B. im Kindergarten, in der Schule oder am Gemeindeamt). Handel und Betriebe der Gemeinde werden als Multiplikatoren eingebunden.

Und in den Schulen soll die Medienkompetenz der Kinder verbessert werden, damit diese gute von unzuverlässiger Gesundheitsinformation unterscheiden können. Die Gesundheitskompetenz ist zudem im neuen Grundsatzerlass Gesundheitsförderung (dient der Einbeziehung von Gesundheitsförderung im Schulunterricht) verankert.

Was brauchen also Menschen, um selbstbestimmt gesunde Entscheidungen zu treffen?

Verständliche, einfache Gesundheitsinformationen und ein Umfeld das gesunde Entscheidungen fördert. Die ÖPGK bündelt Praxis und Wissen. Sie fördert Vernetzung und Kooperationen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz in Österreich.

Zur Person

Andrea Niemann ist seit 2016 in der Koordinationsstelle der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz tätig. Davor war sie beim Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) für die Umsetzung der Tabakpräventionsinitiative „YOLO“ zuständig. Sie war außerdem Gesundheits- und Wissenschaftsjournalistin und als solche u.a. Ressortleiterin Gesundheit von standard.at, Gesundheitspolitik von der Ärzte Woche und Chefredakteurin der Wissenschaftsplattform springermedizin.at.

Foto vom Newcomer-Workshop der ÖPGK zur Vernetzung mit den neuen Mitgliedern / © Andrea Riegler

ÖPGK Newcomer Workshop / © Andrea Riegler